NichtFisch//NichtFleisch wird zum Ackerbauern! Es gibt doch nichts schöneres als sein eigenes Gemüse anzubauen und zu ernten – und das mitten in der in der Stadt! Das Gartenglück-Projekt macht dies möglich und bietet Urban Gardening für Fortgeschrittene.
Das erste Mal waren wir im Jahr 2012 dabei, damals gab es den Blog nfnf.de noch gar nicht. Ich kann mich auch gar nicht mehr so genau erinnern, wie ich darauf aufmerksam geworden bin – nur, daran, dass ich sofort begeister war! Fortan waren wir also auch 2013 und 2014 stolze Besitzer unseres liebevoll genannten “Feldes”. Nach einer dreijährigen Erholungspause unseres Ackers, haben wir uns erst dieses Jahr entschlossen wieder mitzumachen – denn man sollte auch berücksichtigen, ob man genug Zeit aufbringen kann. Am Ende lohnt sich jedoch all die Mühe, die ja auch Spaß macht und einfach totalen Genuss mit sich bringt 😉
Und das Praktischste: Unser Urban Gardening Glück ist nur 15 Fahrrad-Minuten von zu Hause entfernt 😉
Im Gartenglück mit eigenem Gemüse
Wie funktioniert das Ganze nun? Gartenglück wird von der Familie Below (Besitzer des Klefhofs im Bergischen Land) auf die Beine gestellt. Dazu pachten sie Ackerland in Köln und Umgebung und bestellen dieses mit Reihen an verschiedenstem Gemüse. Die Ackerflächen werden dann in gleichmäßige Parzellen von 25 x 2 m geteilt und dann weiterverpachtet. Fertig ist das Urban Gardening für Städter 🙂
Das Besondere an Gartenglück ist, dass alles an Samengut und Pflanzen Bioland-zertifiziert ist. Das bedeutet auch, dass keine künstlichen Dünger oder gar chemische Schädlingsbekämpfung auf dem Feld zum Einsatz kommen dürfen. Um den Boden nachhaltig nutzen zu können, sind die Gemüsepflanzen in ihre Arten unterteilt und sortiert. Es wird z.B. unterschieden zwischen Nachtschattengewächsen, Doldenblütlern und Gänsefußgewächsen und diese Arten jeweils in ihren Blöcken zusammen angebaut. Im nächsten Jahr rotieren dann diese Blöcke und nach drei Jahren macht der Acker eine dreijährige Pause, bei dem er z.B. mit Gründüngung wieder mit Nährstoffen angereichert wird.
Jeder Parzelleninhaber verpflichtet sich bei der Übernahme dazu, sich sowohl an das Verbot von chemischem Dünger und Schädlingsbekämpfungsmitteln, als auch an das Einhalten der Fruchtfolgen und auschließlicher Verwendung von bio-zertifizierten Pflanzen und Samen zu halten.
Bei regelmäßigen Ackerterminen werden weitere Sorten Gemüsepflanzen zum Verkauf angeboten, es können aber auch eigene (bio-zertifizierte!) einjährige Pflanzen auf den Acker gesetzt werden.
Der erste Termin auf dem Acker
Im Mai war es soweit: Wir durften unsere Parzelle auf dem Gartenglück-Acker in Köln übernehmen. Beim Übergabe-Termin werden zusammen die Parzellen abgesteckt und kleine Trampelpfade dazwischen getreten, damit man erkennen kann, wann die eigene Parzelle beginnt und endet.
Viel mehr gab es dieses Mal gar nicht zu tun, denn das Abdeckvlies für die Kohlreihen (zum Schutz vor Vögeln, Kaninchen und Schädlingen) wurde schon drübergelegt. Da blieb mehr Zeit zum gemeinsamen Kaffee-, Tee- und Kuchen-Genießen und Nachbarn-Kennenlernen 😉
Wie jedes Mal steht man das erste Mal auf dem – noch sehr kargen – Feld und fragt sich, ob da wohl überhaupt etwas wachsen wird? Hier und da kann man einen ganz kleinen grünen Streifen erkennen, der erahnen lässt, dass dort etwas wachsen soll. An Unkraut zupfen ist jetzt noch gar nicht zu denken – zu groß ist die Verwechslungsgefahr…
Die Ersten Wochen
Zugegeben haben wir uns in den ersten zwei Wochen zu wenig um unser Feld gekümmert. Da wir aus den letzten Malen Gartenglück die Erfahrung gemacht hatten, dass es etwas dauert bis man Gemüse und Unkraut narrensicher voneinander unterscheiden kann, dachten wir, dass wir uns wieder etwas Zeit lassen können. Wir hatten uns dieses Mal für eine ganz andere Stelle im hinteren Teil Feldes entschieden – in erster Linie deshalb, weil Parzellen nahe am öffentlichen Weg und dem Tor öfter beklaut werden. Jedoch haben wir die Rechnung ohne die wildgewordene Kamille gemacht: Am Ende unserer Parzelle ist diesmal noch ein ziemlich großer Streifen “Wiese”, auf dem sich dieses Jahr wie blöde Kamille verbreitet – und natürlich auch auf unserem Feld! Und die wächst und wächst überall und überschattet unser schönes Gemüse.
Nun heißt es Reihe für Reihe Gemüse befreien, in Handarbeit versteht sich, denn manche Gemüsepflanzen sind noch so klein, dass man mit keiner Hacke dazwischen kommt. Also wird fleißig gezupft, gerupft und umgegraben 🙂
To Dos fürs Urban Gardening
Die Kartoffelreihen müssen angehäufelt werden, d.h. man schüttet die Reihe rechts und links mit Erde auf und gräbt die Pflanzen quasi künstlich noch tiefer ein. So bilden sich nachher mehr Kartoffel-Knollen.
Da Erbsen-Pflanzen klettern und ranken möchten, müssen diese gestützt werden. Dazu haben wir mit Bambusstöcken und Seil Rankgitter gebaut an denen sich die Pflänzchen festhalten können.
Auch die Tomatenpflanze hat einen stabilen Bambusstab zum Anlehnen bekommen. Später wird sie richtig groß und durch die Tomatenfrüchte auch noch schwer.
Dieses Jahr war es noch relativ lange im Mai nachts kalt, deshalb konnten Zucchini, Kürbis und Gurke nicht planmäßig ausgesät werden. Um den Prozess zu erleichtern sollte jeder Parzelleninhaber die Aussaat selber vornehmen – eine genaue Anleitung hat dabei geholfen.
Auch die Rotkohlpflanzen waren noch nicht groß genug, als sie eigentlich gepflanzt werden sollten, deshalb haben wir dies auch selbst in die Hand genommen.
Das Feld ist also nun komplett und darf jetzt wachsen und gedeihen 🙂
DIe Erste Ernte
Als allererstes waren die Radieschen erntereif. Die haben wir mittlerweile auch schon alle aus dem Boden gerupft und vertilgt :D. Auch der Spinat wächst sehr schnell sobald die Temperaturen steigen – leider haben wir davon dieses Mal nicht so viel gehabt, denn er ist ein wenig im Unkraut (bzw. in Begleitflora, wie es politisch korrekter heißt ;)) versunken, weil wir so spät mit dem Jäten angefangen haben. Macht nichts, im Spätsommer kann nochmal gesät werden und solange benutzen wir die Spinatreihen für anderes Gemüse.
Die Salatköpfe wachsen rasend schnell und auch Pflücksalat und Rucola muss regelmäßig geerntet werden. An den Erbsen-Ranken kann man schon erste Schoten finden, ein wenig Geduld brauchen wir da aber wohl noch.
Was als nächstes passiert
Im Moment sind wir noch immer dabei, die Reihen von Begleitflora zu befreien – es geht aber voran 😉 In den nächsten Wochen werden wir weiter fleißig Salat ernten und darauf warten, dass Zucchini-, Kürbis- und Gurkenpflanzen endlich alle keimen. Basilikum und Schnittlauch sind bei uns nicht aufgegangen, daher werden wir diese wohl nachsäen müssen.
Auf die Kartoffelpflanzen müssen wir ein Auge haben, denn dem Kartoffelkäfer und insbesondere seinen Larven schmecken die Kartoffelpflanzen sehr gut. Hier hilft leider nur regelmäßige Kontrolle und Eliminierung von Käfern, Larven und Eiern. In unsere Wunschreihe (ehemals Spinat) bei den Lauchgewächsen kommt auf jeden Fall noch Porree hin.
Fortsetzung folgt 🙂
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