Immer wieder liest man “Hafermilch kommt nicht an die Nährstoffe von Kuhmilch heran”, “Hafermilch kann keine Kuhmilch ersetzen”, Hafermilch ist “nicht für Kinder geeignet” und erst recht nicht als Säuglingsnahrung…
Aber muss sie das denn überhaupt?
(Hafermilch steht hier stellvertretend für alle pflanzlichen Milcharten und Kuhmilch für alle Sorten an tierischer Milch…)
Kuhmilch hat in der menschlichen Ernährung eigentlich nichts zu suchen. Sie ist dazu gedacht, Kälbchen zu großen Kühen zu entwickeln. Die Zusammensetzung an Wachstumshormonen, Nährstoffen und Fett ist genau darauf abgestimmt. Genau wie menschliche Muttermilch darauf abgestimmt ist, ein Menschenkind mit allem zu versorgen um wachsen zu können.
Natürlich kann es erforderlich sein, Muttermilch zu ersetzen, wenn zu wenig da ist oder nicht gestillt werden kann. Der Muttermilch-Ersatz ist dann jedoch nur eine Notlösung und wird auch nur so lange gebraucht, wie ein Kind gestillt werden würde – sobald es feste Nahrung zu sich nehmen kann, braucht es auch keine Milch mehr – weder Mutter- noch Kuhmilch!
Und doch spielt Kuhmilch in der menschlichen Ernährung heute noch immer eine große Rolle. Wie kann das sein?
Die Bedeutung von Kuhmilch in der Vergangenheit
Für unsere Großeltern und Urgroßeltern und alle Generationen davor war Kuhmilch eine gute und wichtiger Teil der Ernährung um einer Mangelernährung vorzubeugen. Im Vergleich zu heute war die Verfügbarkeit von Lebensmitteln jedoch viel schlechter und in Menge und Auswahl begrenzt. Kuhmilch war daher ein wichtiges Lebensmittel, um ausreichend Nährstoffe und Kalorien zu bekommen.
Heute ist das anders. Wir Menschen in der entwickelten Welt hatten noch nie so eine große Auswahl und Verfügbarkeit von Lebensmitteln – die Nährstoffversorgung ist durch ausreichend frische, pflanzliche Nahrungsmittel sichergestellt.
Der Mythos, dass Milch- und Milchprodukte für eine ausgewogene Ernährung wichtig sind, hat jedoch überlebt und wird von Generation zu Generation weitergegeben – ohne zu prüfen, ob sich die Rahmenbedingungen vielleicht geändert haben. Und das haben sie.
Milch als Industrieprodukt
Das, was heute als Milch im Kühlregal steht, hat nichts mehr mit dem zu tun, was unsere Vorfahren als Lebens- und Grundnahrungsmittel zum Überleben brauchten. Die Milch wird so stark industriell verändert (pasteurisiert, homogenisiert, entfettet, ultrahocherhitzt etc.), dass sie alles andere als “natürlich” bezeichnet werden kann. Ganz zu schweigen von der Behandlung der Tiere, die oft in winzigen schmutzige Ställen ihr Leben verbringen, Antibiotika und andere Medikamente gespritzt bekommen, und – achja, das ist ja eigentlich das wichtigste damit es überhaupt Milch gibt: dauerschwanger sind. Aber damit das Kalb nicht die ganze Milch wegtrinkt, muss es so früh wie möglich von seiner Mutter getrennt werden – Kalb und Mutter leiden darunter. Und ich bin mir sicher, auch die Qualität der Milch leidet darunter. Man stelle sich das nur einfach mal bei Menschen vor… Leider bilden auch Bio-Milchprodukte hier keine Ausnahme – liegt es in der Natur, dass Kühe nur Milch geben, wenn auch ein Kalb da ist.
Zeit für einen neuen Standard
Hafermilch ist kein Ersatz für Kuhmilch, es ist ein komplett eigenständiges Lebensmittel. Natürlich findet sie da Anwendung, wo auch Kuhmilch zum Einsatz kommt: Beim Kochen, Backen, als Getränk oder im Dessert.
Doch nur weil Kuhmilch bisher der “Standard” war, heißt es ja nicht, dass man alles neue daran messen muss.
Natürlich verhält sich Hafer-, Mandel- oder Sojamilch beim Kochen und Backen etwas anders, ist dünnflüssiger, hat vielleicht einen anderen oder weniger intensiven Geschmack. Dann müssen wir uns halt umgewöhnen. Dinge ändern sich – es ist Zeit einen neuen, nachhaltigen und gesünderen Standard zu setzen!
Die Milch entscheidet nicht über gesunde Ernährung
Ein Vergleich der Nährwerte von Hafermilch und Kuhmilch hinkt – beide Produkte reichen nicht aus, um eine Ernährung gesund zu machen. Hierzu muss man sich insgesamt ausgewogen, abwechslungsreich und bewusst ernähren. Dies entscheided nicht die Wahl zwischen Hafermilch oder Kuhmilch. Weder Hafermilch noch Kuhmilch sind der “Garant” für Gesundheit und Fitness.
Schon lange gibt es Studien, die zeigen, dass Milch zwar reich an Kalzium ist, der Körper dieses aber nicht gut verwerten kann, weil andere Bestandteile in der Milch die Aufnahme behindern. Damit würden die negativen Gesundheitsfolgen der Begleitstoffe in Kuhmilch die positiven überwiegen. Ganz zu schweigen von den Folgen für Tier, Umwelt und Natur. Und ja, Milch ist reich an Proteinen, doch es gibt genug pflanzliche Quellen, mit denen man seinen Eiweißbedarf gut decken kann.
Desweiteren ist Laktoseintoleranz keine Krankheit sondern die normale Entwicklung des Menschen, der seine Fähigkeit, Laktose aufzuspalten, verliert, sobald er keine Muttermilch mehr braucht. Klar, wenn man weiterhin Laktose in Form von Kuhmilch zu sich nimmt, bleibt die Fähigkeit künstlich erhalten – vom Körper vorgesehen ist dies jedoch nicht und führt immer öfter zu Problemen mit Laktose.
Unter all diesen Gesichtspunkten wird schnell klar, dass Hafermilch und Kuhmilch einfach nicht vergleichbar sind. Und wenn man schon dabei ist, diese beiden Lebensmittel miteinander vergleichen zu wollen, punktet hier eher die Hafermilch:
- nachhaltiger und ressourcenschonender Anbau
- weniger Kalorien
- keine Wachstumshormone
- kein Cholesterin
- keine Laktose
- bessere CO2-Bilanz
Die “alte” Ernährungslehre
Die klassische Ernährungspyramide, die man von der WHO oder der DGE kennt, hat schon einige Jahre auf dem Buckel und ist trotz so vieler neuer Erkenntnisse und Studien zu Milch und generell zu Ernährung bisher nie grundlegend überarbeitet worden. Dieses veraltete Modell wird auch heute in der Ernährungslehre noch immer gelehrt und in der Ernährungswissenschaft als Referenz herangezogen.
Man darf auch nie vergessen, dass hinter der Milchproduktion und alles, was daran hängt, eine einflussreiche Agrar-Lobby steckt, die Preise diktiert und manipuliert, Milch subventioniert und alles dafür tut, den Menschen weiterhin weißmachen zu wollen, dass Milch essentiell, natürlich und gesund ist – und unverzichtbarer Baustein der offiziellen “Ernährungspyramide”. Bisher hat sich anscheinend noch niemand mit genug Einfluss getraut, dieses ausbeutende Geschäftsmodell in die Schranken zu weisen und den Menschen die Wahrheit über Milch- und Milchprodukte zu erzählen.
Fazit
Hafermilch ist also sehr wohl für Kinder geeignet – in Kombination mit allen anderen Lebensmitteln, die all die Nährstoffe beinhalten, die ein Kind so braucht. Als Milchersatz für Säuglinge eignet sie sich allerdings wirklich nicht.
Ab und zu als Ausnahme Milch oder Milchprodukte zu sich zu nehmen, ist sicherlich kein Problem und nicht direkt ein Verbrechen, doch ein übermäßiger Konsum – und der stellt sich schnell ein, wenn man regelmäßig Milch, Joghurt, Quark, Sahne, Käse, Frischkäse und Produkte mit Milchpulver wie z.B. Milchschokolade oder Fertigprodukte isst – ist nicht nur nicht nachhaltig und verantwortungslos, sondern auch ungesund.
Die chinesische 5-Elemente-Lehre und ihre Diätik weiß das schon seit über 2000 Jahren.
Zum Weiterlesen:
Buch Go Vegan
Buch Vegan klischee ade
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